<259> so muß ich doch gestehen, daß sie nicht hinreichen. Soviel ich mich bemüht habe, ihrer mehr heranzuziehen, es ist mir bisher nicht nach Wunsch gelungen. Immerhin verliere ich die Sache nicht aus den Augen und werde weder Mühe noch Geld sparen, um mir welche zu verschaffen.

Sehr wichtig ist es, die Stabsoffiziere und die Generale der Armee genau zu kennen. Erforscht man sie nicht gründlich, so verwendet man sie am falschen Fleck, betraut einen Schwerfälligen mit einem Auftrage, der lebhaftes, schneidiges Handeln verlangt, und überträgt einem feurigen Charakter etwas, das Phlegma und Vorsicht erfordert. Ich halte mich also für verpflichtet, Euch über die Offiziere Rechenschaft zu geben, wie ich sie heute, im Jahre 1768, kenne.

Ohne Zweifel kommt als Armeeführer zu allererst mein Bruder Heinrich in Betracht. Nächst ihm ist Oberst Anhalt1 der Mann, der dieser Aufgabe am besten gewachsen ist. Er hat andre Fehler, aber über dergleichen muß man hinweggehen, wenn das Staatswohl es fordert. Man muß sich stets der Tüchtigsten bedienen und die fähigen Leute anstellen, sonst nimmt der Krieg eine schlimme Wendung und man schließt einen schlechten Frieden.

Wir haben einige gute Detachementsführer: General Ramin2 ist bewundernswert, General Wunsch3 sehr begabt, der alte Stutterheim4 nicht übel. Möllendorff5 macht sich gut. Lestwitz6 ist trefflich; ich empfehle ihn besonders, denn er hat das Zeug zu einem großen General. Wolfersdorff7 wird gute Dienste leisten, darf aber nicht zu defensiven Operationen verwendet werden. General Tauentzien8 ist vorzüglich in der Front und Gablentz9 für Detachements. Die Obersten Rothkirch10 in Neisse und Koschenbahr11 werden gute Generale abgeben. Thadden12 ist tüchtig, wenn er nur nicht tränke. Prinz Friedrich13 darf im ersten Feldzug keine Detachements führen. Er ist zu unbesonnen und kennt die Österreicher noch nicht; er hat bisher nur mit den Franzosen zu tun gehabt. Prinz Wilhelm14 wird hervorragend, weil er alles studiert und sich mit einer Sache nicht eher zufrieden gibt, als bis er ihr aufden Grund gegangen ist.

Bei der Kavallerie sieht General Seydlitz15 allen voran. Nach ihm kommen Krusemarck, Dalwig, der kleine Röder16. General Bülow17 ist meisterhaft, Manstein18


1 Vgl. S. 257.

10 Hans Christoph von Rothkirch.

11 Ernst Julius von Koschenbahr.

12 Georg Reinhold von Thadden, Generalmajor.

13 Prinz Friedrich von Braunschweig, der zweite Sohn Herzog Karls, seit 1763 preußischer Generalleutnant (vgl. Bd. IV, S. 115 und 144).

14 Prinz Wilhelm von Braunschweig, Bruder des voranstehenden, seit 1763 preußischer Generalmajor.

15 Friedrich Wilhelm von Seydlitz, General der Kavallerie (vgl. Bd. III, S. 94 f. 98. 138; IV, S. 64. 166).

16 Qie Generalmajore Hans Friedlich von Krusemarck, Georg Ludwig von Dalwig: Oberst Friedrich Wilhelm von Röder.

17 Christoph Karl von Bülow, Generalmajor (vgl. Bd. IV, S. 72).

18 Leopold Sebastian von Manstein, Generalmajor.

2 Friedlich Ehrentreich von Ramin, Generalleutnant.

3 Johann Jakob von Wunsch, Generalmajor.

4 Joachim Friedrich von Alt-Stutterheim, Generalleutnant.

5 Wichard Joachim Heinrich von Wöllendorff, Generalmajor.

6 Johann Sigismund von Lesiwitz, General, major (vgl. Bd. IV, V. 73).

7 Karl Friedrich von Wolfersdorff, Generalmajor.

8 Bogislav Friedrich von Tauentzien, Generalleutnant (vgl. Bd. IV, S. 48).

9 Georg Karl Gottlob von der Gablentz, Generalleutnant.